St. Nikolai in Flensburg als Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung anerkannt

St. Nikolai in Flensburg als Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung anerkannt

Die ev.-luth. Kirchengemeinde St. Nikolai in Flensburg kann sich glücklich schätzen: Nach den über mehrere Jahre laufenden Bemühungen ist der Weg frei für eine Sanierung des Innenraums. Das Engagement des Bundes und der Besuch des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier im Dezember 2022 in St. Nikolai haben zwar keinen direkten Zusammenhang, aber beide Ereignisse zusammen sind doch Zeichen, dass die backsteingotische Architektur für die Identität der Region bis heute eine große Bedeutung hat: Am 20.12.2022 wurde in St. Nikolai die Sendung des ZDF „Weihnachten mit dem Bundespräsidenten“ aufgezeichnet.

Die St.-Nikolai-Kirche in Flensburg ist die größte der evangelischen Stadtkirchen der Fördestadt und zählt zu den größten im Land Schleswig-Holstein. Sie wurden zwischen 1390 und 1480 in zwei Bauabschnitten errichtet und beeindruckt im Innern durch ihre kräftigen Backstein-Rundpfeiler. Sie zeigt eine enge architektonische Verwandtschaft mit der Hamburger St.-Katharinen-Kirche auf. Beide Kirchen sind als „Stufenhallen“ mit einer fast basilikalen Überhöhung des Mittelschiffs ausgeführt. Gleichzeitig gibt es enge Bezüge zur backsteingotischen Architektur in Jütland und im lübisch-mecklenburgischen Raum, durch die Flensburgs kulturelle Mittlerrolle zwischen der Mitte und dem Norden Europas deutlich wird. Eiko Wenzel, Denkmalpfleger in Flensburg und Vorstandsmitglied bei der „Europäischen Route der Backsteingotik“ e.V., konnte anhand der baugeschichtlichen Verknüpfungen und der künstlerischen Bedeutung der Ausstattung nachweisen, dass es sich bei dem Kirchenbau um ein Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung handelt. Dies wurde vom Bund anerkannt, und dieser Schritt wiederum war Voraussetzung für die jetzt erfolgte Zusage des Bundes, den ersten Bauabschnitt der anstehenden Innenraumsanierung mit 580.000 € fördern. Da es sich um Komplementärmittel handelt, muss die Kirchengemeinde einen gleich hohen Betrag als Eigenmittel aufbringen.

Hierfür sorgt zu einem großen Teil die ev.-luth. Nordkirche, aber auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und der vor Ort aktive Kirchensanierungsverein „12 Säulen“.

Seit Jahren bereitet der Flensburger Architekt Axel Gülstorff, der eine langjährige Erfahrung in der Sanierung von Kirchen mitbringt, eine Restaurierung des Innenraums vor. Am Anfang stand ein restauratorisches Gutachten der Werkstatt für Kunst und Denkmalpflege, Kiel, mit den Restaurator*innen Christian und Sabine Leonhardt sowie Julika Heller aus dem Jahre 2019. Die Untersuchungen zeigten, dass die Schäden u. A. durch einen modernen Dispersionsanstrich verursacht worden. Unter diesem wird u. A. die neugotische Fassung, die bei der Kirchensanierung durch den Architekten Alexander Wilhelm Prale 1893/94 geschaffen wurde. Bemerkenswert ist auch, dass die den Kirchenraum prägenden backsteingotischen roten Rundpfeiler ihre Farbe nicht durch den Ziegelstein haben, sondern durch eine Rotfassung der überwiegend gelben Steine.

Flensburg ist seit 2014 Mitglied der „Europäischen Route der Backsteingotik“ und schätzt die Aufmerksamkeit, die durch diesen international aufgestellten Verein auf die kulturellen Werte der Stadt gelenkt werden. St. Nikolai ziert auch die Titelseite des aktuellen Reiseführers der Europäischen Route der Backsteingotik.

Bereits vor einigen Jahren konnte u. a. mithilfe des dänischen A.-P.-Møller-Fonds die Orgel von St. Nikolai mit ihrem Renaissance-Orgelprospekt saniert werden. Dr. Marcus Friedrich, Pastor an St. Nikolai, betont: „Es geht nicht darum, etwas ’schick‘ zu machen. Es geht um substanziellen Erhalt von St. Nikolai für die Zukunft, die Zukunft eines großen Gebäudes und zentralen Wahrzeichens von Flensburg.“

Text und Bild © Eiko Wenzel