TORUŃ – BACKSTEINGOTIK ZUM ANFASSEN

In der Geburtsstadt von Nikolaus Kopernikus befindet sich – nach Krakau – die größte Anzahl authentischer gotischer Kunst- und Architekturdenkmäler in Polen. Neben der Kopernikus-Tradition und den legendären Lebkuchen ist die Toruńer Backsteingotik der wichtigste Schatz der historischen Stadt.

Backsteingotik und UNESCO

Die backsteingotische Perle von Toruń ist das Altstädtische Rathaus – das größte Schmuckstück des Altstädter Marktplatzes. Es wird – neben den drei gotischen Kirchen der Stadt – offiziell als ein Meisterwerk menschlicher Schöpferkraft anerkannt. Das Gebäude wurde mehrfach umgebaut, und zwar auf eine Weise, die es ermöglichte, in seiner Architektur einen ganzjährigen Kalender zu erkennen: Ein Turm symbolisiert das Jahr, die vier Ecktürmchen erinnern an die vier Jahreszeiten, die 12 großen Säle stehen für die 12 Monate, 52 kleinere Räume entsprechen der Anzahl der Wochen im Jahr, und das Gebäude hatte 365 Fenster – jedes einzelne symbolisierte einen Tag im Jahr.

Die Stadt blieb in ihrer bewegten Geschichte von großflächigen Zerstörungen verschont. Der noch im Mittelalter festgelegte Straßenplan mit der Hauptpromenade, der ul. Szeroka, die außergewöhnlich große Zahl jahrhundertealter Baudenkmäler und die Atmosphäre, die – besonders von April bis September – durch Scharen von Touristen aus ganz Polen und dem Ausland entsteht, machen Toruń zu einem einzigartigen Ort. Die historische Bedeutung der Altstadt führte dazu, dass die Stadt als eine von nur wenigen Stätten in Polen in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen wurde.

Stadt des Kopernikus

Toruń ist eine touristische Stadt, die besonders gern von jungen Menschen besucht wird. Ihr Interesse gilt vor allem der Tradition, die mit Nikolaus Kopernikus verbunden ist, der 1473 in Toruń geboren wurde. Daher besuchen sie das Geburtshaus des großen Astronomen, in dem sich heute ein ihm gewidmetes Museum befindet. Sie betreten auch die Tore der Toruńer Kathedrale, die noch zur Zeit des Deutschen Ordens erbaut wurde. Dort befinden sich unter anderem ein mittelalterliches Taufbecken (an dem Kopernikus seinen Namen erhielt) sowie die größte mittelalterliche Glocke Polens – Tuba Dei („Gottes Trompete“) aus dem Jahr 1500. In der Regel besuchen sie anschließend das modernste und technologisch fortschrittlichste Planetarium Polens, das sich in einem historischen Gasbehälter in der Altstadt befindet. Dort können Besucher eine der zahlreichen Astronomie-Vorführungen erleben.

Wissenswert:

  • Toruń wurde im Mittelalter von den Kreuzrittern gegründet (Stadtrechtsurkunde von 1233).
  • Toruń ist eines der sieben historischen Zentren Polens.
  • Die mittelalterlichen Bauwerke Toruńs repräsentieren die besten Errungenschaften der gotischen Backsteinarchitektur in Europa.
  • Die erhaltenen Wohnhäuser in Toruń bilden den größten und am besten erhaltenen Komplex gotischer Wohnarchitektur in Nordeuropa.
  • Im Mittelalter gehörte Toruń der Hanse an – dem Handelsbund europäischer Städte. Der Weichselhafen in Toruń ermöglichte Verbindungen Polens mit ganz Nordeuropa.
  • Im Toruńer Rathaus starb 1501 der polnische König Johann Olbracht.
  • 1645 fand in Toruń das Colloquium Charitativum statt – eine in ganz Europa berühmte theologische Disputation zwischen katholischen, lutherischen und calvinistischen Theologen.
  • In der St.-Jakobus-Kirche befindet sich das mystische Kruzifix Baum des Lebens – eine europaweit einzigartige Skulptur, das bedeutendste Werk unter den gotischen Kruzifixen des 14. Jahrhunderts aus Toruńer Werkstätten.
  • Eine Besonderheit der Kirche Mariä Himmelfahrt ist das Grabmal von Anna Wasa, gestorben 1625 – Tochter des schwedischen Königs Johann III. Wasa und seiner Frau Katharina, Schwester des polnischen Königs Sigismund Wasa (wegen ihres protestantischen Glaubens konnte sie nicht in Krakau auf dem Wawel bestattet werden).
  • Toruń verfügt über ein doppelringförmiges Festungssystem, errichtet von den Preußen – ein Denkmal der Verteidigungsarchitektur des 19. Jahrhunderts.
  • In Toruń befindet sich die Nikolaus-Kopernikus-Universität – eine der besten Universitäten Polens und die größte Hochschule Nordpolens (42.000 Studierende).